Diesseits von Gut und Böse
Noch vier Tage bis zum Stadt-Theater-Spektakel: Profi-Schauspielerin Stefanie Höner im Gespräch
Lübbecke. Am Wochenende will die Stadt am Wiehen im Rahmen ihres Jubiläums ein kulturelles Feuerwerk zünden, wie die Region es noch nicht erlebt hat. 1.250 Jahre Stadtgeschichte in zwei Stunden, auf die Open-Air-Bühne gebracht von Bürgerinnen und Bürgern. Neben dem Produktionsteam um Regisseur Mario Holetzeck werden mit Oliver Seidel und Stefanie Höner zwei Profis dabei sein, die an zahlreichen Theater- und TV-Produktionen mitgewirkt haben – und doch in Lübbecke Neuland betreten. Im Interview erzählt Stefanie Höner, was das Stadt-Theater-Spektakel besonders macht und was das Publikum erwarten darf.
Wie ist es für Sie, in Lübbecke zu leben und zu arbeiten? Was reizt Sie am Umfeld, was macht Lübbecke besonders?
Stefanie Höner: Ich glaube, ich kann für das ganze Team sprechen, wenn ich sage, dass wir uns hier pudelwohl fühlen. Die Mischung macht’s: eine mittelalterliche Stadt, eine herrliche Gegend und tolle Menschen. Wir wohnen hier ja sozusagen im Stück selbst. Beim Essen sitzen wir mit den Menschen zusammen, deren Geschichte wir erzählen – und werden selbst Teil davon. Das ist fast ein bisschen surreal und natürlich auch Arbeit, aber mit einem süßen Beigeschmack von Urlaub.
Was macht das Stadt-Theater-Spektakel so besonders, was unterscheidet es von anderen Produktionen, an denen Sie gearbeitet haben?
Höner: Zu erleben, wie Menschen aller Altersgruppen darin aufgehen, ihre eigene Geschichte auf die Bühne zu bringen, hat wirklich einen besonderen Zauber. Während der Proben gab es immer wieder Gänsehaut-Momente, vor allem die Kinder und Jugendlichen, die mitspielen, berühren mich sehr. Bei dem Monolog einer Jugendlichen muss ich mich jedes Mal zusammenreißen, dass nicht die Tränen kullern.
Das Spektakel stellt ja eine Reise durch die Geschichte Lübbeckes dar. Wie ist das entstanden?
Höner: Das ist schon eine bemerkenswerte Geschichte. Lange bevor Oliver und ich dazugestoßen sind, haben Mario Holetzeck und unsere Dramaturgin Franziska Fuhlrott sich durch die Stadtgeschichte gewühlt, zusammen mit dem Stadtarchiv recherchiert, Gespräche geführt und Menschen fürs Mitmachen begeistert. Am Ende werden da über zwei Jahre intensiver Arbeit drinstecken, und das wird man auch sehen und fühlen können.
Wie sind Sie zum Projekt dazugestoßen, was hat Sie daran gereizt?
Höner: Die Theaterwelt ist ein Dorf. Ich kenne Oliver, Mario und Linda Kowsky schon eine Ewigkeit. Mario war der Regisseur bei meinem Bühnendebüt, und nachdem ich in den letzten Jahren vor allem für das Fernsehen gedreht habe, schließt sich ein Kreis. Als Schauspielerin erlebt man viel, aber so ein Projekt wird einem vielleicht nur einmal im Leben angetragen.
Ihre und die Figur von Oliver Seidel führen ja praktisch als Gut und Böse durch die Zeiten. Ohne zu viel zu verraten, was hat es damit auf sich?
Höner: Tatsächlich ist es ein Stoff, der faustische Züge trägt, in dem die Mächte des Guten und des Bösen miteinander um die Menschen ringen. Das bildet den Rahmen, in dem heitere und düstere Episoden erzählt werden, die auf historischen Fakten basieren. Eine Art Happy End ist dabei faktisch vorgegeben, schließlich mündet die Geschichte ja in das Lübbecke, wie es heute ist – eine außergewöhnlich schöne und lebenswerte Stadt, wie ich finde.
Der Marktplatz ist mit 1.500 Zuschauern an drei Abenden „ausgebucht“. Was dürfen die erwarten?
Höner: Einen einmaligen Abend, hoffe ich! Schauspiel, Tanz, Chor, ein prallvolles Paket Kultur in einer tollen Kulisse. Alle Beteiligten, vom Regisseur bis zum Platzanweiser, wollen der Stadt zu ihrem Geburtstag ein Geschenk machen, das man nicht so schnell vergisst. Ich bin guter Dinge, dass viele überrascht sein werden, welche kreative Kraft da entfesselt wurde.