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Lübbecke trauert um Werner Fabis

Ehemaliger Gehlenbecker Ortsheimatpfleger und Lehrer am Wittekind-Gymnasium 87-jährig verstorben

Lübbecke. Als gebürtiger Oberschlesier war er Gehlenbecker durch und durch. Den Reizen des heutigen Lübbecker Ortsteils konnte sich Werner Fabis schon als junger Mann nicht entziehen, im mindestens doppelten Sinne des Wortes. Hier fand er sein familiäres Glück und eine neue Heimat, dazu Beruf und Berufung. Und zum Glück konnte er als älterer Mann nicht Nein sagen, als ihm angetragen wurde, die Dorfgeschichte zu Papier zu bringen.

Das war im Jahr 2000. Die Aufgabe ging der frisch pensionierte Studiendirektor an wie alles andere im Leben, nämlich getreu dem Motto: Ganz oder gar nicht. Fast sieben Jahre lang recherchierte er akribisch, besuchte immer wieder alte Bauernhöfe und die Pfarrei, grub sich durch Berge von Dokumenten, Fotos und Abbildungen. Er durchforstete Archive in Lübbecke, Minden und Münster, spürte Hinweisen nach und führte zahllose Gespräche.

Im Ergebnis steht ein Werk, das man bewundern muss, aber nicht den ganzen Tag herumtragen möchte: „Gehlenbeck – Ein Dorf im Spiegel der Geschichte“ ist ein wuchtiges, 600-seitiges Buch, das einen Blick in mehr als 1.000 Jahre Historie eröffnet, den es in dieser Tiefe nie zuvor gegeben hatte; eine Enzyklopädie der Dorfgeschichte, ganz Gehlenbeck, ganz und gar Werner Fabis. Dass der kurz darauf auch das Ehrenamt des Ortsheimatpflegers antrat und es bis 2020 innehatte, erscheint im engsten Wortsinne folgerichtig. Auch dazu hätte er formal Nein sagen können, aber das war nicht seine Art.

An Werner Fabis erinnern sich indes nicht nur historienaffine Gehlenbeckerinnen und Gehlenbecker dankbar, sondern vor allem Generationen von Lübbecker Abiturientinnen und Abiturienten. Bis zu seiner Pensionierung hatte er am Wittekind-Gymnasium Deutsch und Sport unterrichtet und zahlreiche Deutsch-Leistungskurse zur Hochschulreife geführt. Als Sportlehrer schlug sein Herz besonders für die Leichtathletik und den Basketball, als Germanist für die Weimarer Klassik.

Fordernd, zuweilen streng, aber stets gerecht und herzensgut – Fabis’ Lehrstil beschreibt vielleicht am besten eine verbürgte Anekdote. Auf die Frage, wer denn ein klassisches Gedicht rezitieren könne, antwortete ein vorlauter Pennäler: „Loch in Erde, Bronze drin, Glocke fertig, bim bim bim“. Darüber konnte der Pädagoge Werner Fabis herzhaft lachen – und sodann die naheliegende Lehre erteilen, wonach alles seinen Preis hat. Seinem Schüler wurde die ehrenvolle Pflicht zuteil, Schillers „Lied von der Glocke“ auswendig zu lernen, ganz statt gar nicht, sämtliche 425 Verse. Geschadet hat’s ihm nicht, beteuert dieser.

Werner Fabis verstarb am vergangenen Mittwoch im Alter von 87 Jahren. Die Stadt Lübbecke wird ihm ein ehrendes Andenken bewahren. Die Trauerfeier mit Beisetzung beginnt am Freitag, 5. Juli, um 13.45 Uhr in der Friedhofskapelle Gehlenbeck.