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Ehre, wem Ehre gebührt

Die Gemeindeordnung des Landes NRW ermöglicht es den Kommunen, Persönlichkeiten, die sich um sie besonders verdient gemacht haben, das Ehrenbürgerrecht verleihen und ihre Verdienste dadurch öffentlich anzuerkennen. Für die Verleihung von Ehrenbürgerrechten ist ausschließlich der Rat zuständig. Aktuell hat die Stadt Lübbecke einen Ehrenbürger:

Paul Gauselmann

Bild vergrößern: Paul Gauselmann, Unternehmer und Ehrenbürger der Stadt Lübbecke © Oliver Krato / Merkur Group
Paul Gauselmann, Unternehmer und Ehrenbürger der Stadt Lübbecke

Als Gründer einer global agierenden Unternehmensgruppe der Unterhaltungs- und Freizeitwirtschaft mit Sitz in Espelkamp und Lübbecke hat er eine Wirtschaftsgeschichte geschrieben, deren Anfänge an legendäre „Garagengründungen“ aus dem kalifornischen Silicon Valley erinnern. Vor allem aber ist Paul Gauselmann ein Unternehmer von „altem Schlag“, der sich wie kaum ein zweiter durch sein Bekenntnis zur Region und ihren Menschen auszeichnet.

Bereits 1976 ließ er sich mit seinem Unternehmen in Lübbecke nieder und errichtete am heutigen Standort eine Produktionsstätte für seinen ersten eigenen Geldspielautomaten – den „Merkur B“. Über die Jahre hinweg investierte er kontinuierlich in den Ausbau des Standorts.

Als einer ihrer größten Arbeitgeber beschert Gauselmann der Region nicht nur eine enorme Wirtschaftskraft, sondern auch einen „Platz an der Sonne“ in der deutschen Sportlandschaft: Dass sich der TuS N-Lübbecke als einer von nur drei Clubs seit Gründung der eingleisigen Handball-Bundesliga ununterbrochen in der ersten oder zweiten Liga behaupten kann, wäre ohne den Gönner Paul Gauselmann undenkbar gewesen.

2004 wurde Gauselmann für seine Verdienste um den Wirtschaftsstandort und sein Engagement im Sportsponsoring mit der Ehrenbürgerwürde ausgezeichnet. 2014 folgte zum 80. Geburtstag ein besonderes Geschenk: Aus der „Boschstraße“ im Lübbecker Industriegebiet wurde offiziell die „Paul-Gauselmann-Straße“.

2017 unterstützte Gauselmann mit einer Spende in Höhe von einer Million Euro den Bau des „Medizin Campus OWL“, 2021 spendierte das Ehepaar Gauselmann den Mühlenkreiskliniken für den Krankenhausstandort Lübbecke einen OP-Roboter „Da Vinci X“.

Zuletzt überraschte der nimmermüde Ehrenbürger die Stadt mit einer Spende in Höhe von fünf Millionen Euro – die höchste Zuwendung, die Lübbecke in seiner bald 1.250-jährigen Geschichte je erhalten hat. Mit dem Geld sollen gemeinnützige und gemeinwohlorientierte Projekte finanziert werden.

Frühere Ehrenbürger

Huguette Brillaud (†2024)

Bild vergrößern: Hugette Brillaud © Stadtarchiv Lübbecke
Im Rahmen des Festakts zum 25-jährigen Bestehen der Städtepartnerschaft wird der Vorsitzenden der »Association pour la Connaissance de l'Allemagne Bayeux«, Huguette Brillaud, die Ehrenbürgerwürde verliehen.

Sie war die Grande Dame der am längsten bestehenden Städtepartnerschaft Lübbeckes. Seit 1968 unterhalten die Gemeinde Bayeux im Département Calvados in der Normandie und die Stadt am Wiehen partnerschaftliche Beziehungen, die sich auf vielfältige Weise äußern. Schüleraustausche und Berufspraktika, musikalische und sportliche Begegnungen, aber auch zahlreiche private Kontakte kennzeichnen diese besondere Freundschaft. Für alle gilt: Ohne Huguette Brillaud gäbe es sie nicht.

Sie war Gründungsmitglied und als Vorsitzende fast 40 Jahre lang treibende Kraft der Association pour la Connaissance de l’Allemagne Bayeux, bis sie 2005 das Amt aus Altersgründen niederlegte. 1993 erhielt sie dafür die Ernennung zur Ehrenbürgerin.

Als Madame Brillaud sich in den 1960-er Jahren um freundschaftliche Beziehungen nach Deutschland bemühte, war eine Versöhnung der ehemaligen Kriegsparteien eine kühne Vision guten Willens. Bei den meisten Menschen dürfte die Erinnerung an Terror und Fremdherrschaft verständlicherweise lebendiger gewesen sein als die Vorstellung einer französisch-deutschen Freundschaft. Mithin sind auf dem Soldatenfriedhof Bayeux War Cemetery 4.648 Kriegsopfer bestattet, größtenteils Angehörige der britischen Streitkräfte, die die Landung am wenige Kilometer entfernten Strandabschnitt „Gold“ oder die anschließende „Schlacht um die Normandie“ zur Befreiung Europas vom Nazi-Regime mit dem Leben bezahlt haben.

Huguette Brillauds beherztes und tatkräftiges Engagement hat die Kritiker verstummen lassen, die es zu Beginn dieser Städtepartnerschaft sicherlich gegeben haben mag. Anlässlich ihres Abschieds als Vorsitzende des Partnerschaftsvereins würdigten in einem einmaligen Akt alle noch lebenden Lübbecker Bürgermeister Brillauds Einsatz mit einem Dankschreiben, in dem es unter anderem heißt: „Es ist Ihr persönlicher Verdienst, dass sich die Menschen in unseren beiden Städte näher gekommen, ja sogar enge Freunde geworden sind.“

Neben der Lübbecker Ehrenbürgerwürde wurde Huguette Brillaud 2010 die höchste Auszeichnung der Republik Frankreich zuteil. Seither gehört sie der Légion d'honneur, der französischen Ehrenlegion, an. Den nationalen Verdienstorden Ordre national du Mérite hatte sie bereits zuvor verliehen bekommen, ebenso die Médaille d'honneur régionale, des départementale et communale sowie die Ehrenmedaille der Gemeinde Bayeux.

Madame Brillaud verstarb am Mittwoch, 14. August 2024, wenige Tage vor ihrem 95. Geburtstag.

Helmut Hüffmann (†2022)

Bild vergrößern: Helmut Hüffmann (1932-2022) © Xanath Hüffmann Suárez
Der Lübbecker Ehrenbürger Helmut Hüffmann im Frühjahr 2022 in einer Portraitaufnahme von Enkeltochter Xanath Hüffmann Suárez.

Mit einstimmigem Ratsbeschluss vom 25. Juni 2015 wurde dem langjährigen Stadtarchivar Helmut Hüffmann die Ehrenbürgerwürde verliehen. In seiner Laudatio würdigte der damalige Bürgermeister Eckhard Witte Hüffmann als „Glücksfall für die Stadt“ und bezeichnete seine Verdienste um die Aufarbeitung der Stadtgeschichte und ihre Erschließung für die Öffentlichkeit als „nicht mit Geld aufzuwiegen“.

Hüffmann wurde am 3. Oktober 1931 in Lübbecke geboren. Bis zu seiner Pensionierung war er als Lehrer für Geschichte und Englisch tätig, zunächst in Rahden, später an der Jahn-Realschule Lübbecke. Schon die Abschlussarbeit seines Studiums widmete er der Lübbecker Stadtgeschichte – einer Leidenschaft, die Hüffmann zeitlebens begleiten und ihn antreiben sollte. Am 1. Januar 1972 übernahm er die Nachfolge des kurz zuvor verstorbenen Kurt Heidenreich als ehrenamtlicher Stadtchronist.

Insbesondere den ältesten Archivschätzen galt sein besonderes Augenmerk. Viele Aspekte der Stadtgeschichte hat er erstmals mit wissenschaftlicher Akribie in den Blick genommen. So sind, neben vielen anderen, Hüffmanns Recherchen zu den Ereignissen im Dreißigjährigen Krieg in zahlreichen Publikationen zitiert.

Aus Hüffmanns Feder stammt das Buch „1.200 Jahre Lübbecke“, das 1975 als Festschrift aus Anlass des Jubiläums erschien und bis heute als das stadtgeschichtliche Standardwerk gilt. Zahlreiche weitere Aufsätze wurden in verschiedenen Büchern, Zeitschriften und Zeitungen abgedruckt sowie online veröffentlicht. Bei seinen Publikationen kam Helmut Hüffmann nicht nur sein historisches Wissen, sondern bei den Illustrationen auch seine künstlerische Begabung zu Gute.

Helmut Hüffmann verstarb im September 2022, wenige Tage vor seinem 91. Geburtstag.

Colin Lucas (†2013)

Colin Lucas (1935 - 2013) © Stadtarchiv Lübbecke
Der langjährige Vorsitzende der Dorchester-Lübbecke-Society Colin Lucas (li.) nimmt den Ehrenbürgerbrief aus den Händen von Bürgermeister Günter Steinmeyer entgegen.

Dem langjährigen Vorsitzenden der Dorchester-Lübbecke-Society und der Durnovaria Silver Band, deren erste Begegnung 1968 mit dem Lübbecker Schützen-Musik-Corps „Zündfunke“ der späteren Städtepartnerschaft war, wurde am 12. September 1993 für seine besonderen Verdienste um die Städtepartnerschaft zwischen Dorchester und Lübbecke die Ehrenbürgerwürde verliehen.

Colin Lucas war 1981 und 1984 Bürgermeister von Dorchester und engagierte sich neben der Durnovaria Silver Band beim Männergesangsverein Casterbridge Male Voice Choir, dem Dorchester Conservative Club, der YMCA und der Society of Dorset Men.

Lucas verstarb am Abend des 30. August 2013 nach langer, schwerer Krankheit im Alter von 78 Jahren. Am Tag darauf fand der offizielle Festakt zum 40-jährigen Partnerschaftsjubiläum in Dorchester statt. Lucas, der einen großen Anteil an der lebendigen Entwicklung der Städtepartnerschaft hatte, war es nicht mehr vergönnt, diese Feier mitzuerleben. Stattdessen gedachten die Anwesenden seinem Wirken in einer Schweigeminute.

Otto von Strubberg (†1908)

Bild vergrößern: StadtAL CI-1,18, Bl. 68 © Stadtarchiv Lübbecke
Abbildung des Lübbecker Ehrenbürgers Otto von Strubberg anlässlich seines 40. Generalsjubiläums.

Der preußische Infanteriegeneral Otto von Strubberg, geboren am 16. September 1821 in Lübbecke, gestorben am 9. November 1908 in Berlin, war Sohn des verstorbenen Hauptmanns a.D. Jakob Strubberg, dem ehemaligen Besitzer des Guts Osterwiese in Stockhausen.

„Aus dem Kadettencorps hervorgegangen, begann er im 30. Infanterie-Regiment seine Laufbahn, auf der er bis zu den höchsten militärischen Ehren gelangen sollte. Als Generalstabshauptmann in der Rheinprovinz und in Westfalen, an dessen Spitze der ehemalige Prinz von Preußen, nachmals Kaiser Wilhelm I. stand [,] erhielt er am 1. Januar 1858 den erblichen Adel. Ein Jahr später berief ihn der Prinzregent zu seinem persönlichen Adjutanten und nahm ihn nach seiner Thronbesteigung (...) [als] seine[n] Flügeladjutanten auf. Er befehligte das Augusta-Regiment im Kriege 1866, im Feldzuge gegen Frankreich die 30. Infanterie-Brigade, später die 19. Division und war zuletzt General-Inspekteur des Militär-Erziehungs- und Bildungswesens. Er schied als General der Infanterie, Chef des 30. Infanterie-regiments Graf Werder in Saarlouis aus der Armee, wo er auch noch a la suite des Kadettenkorps geführt wird. (...) Viele Auszeichnungen schmücken die Brust des verdienten greisen Generals, als höchste der Verdienstorden der preußischen Krone und die erste Klasse des Eisernen Kreuzes. Klein von Gestalt, weit unter dem Gardemaß, repräsentiert Exzellenz von Strubberg den Typus des gelehrten Offiziers, des Generalstäblers der Regierungszeit des alten Kaisers Wilhelm, dem er persönlich so nahe stand. (...).“ (Auszug aus: Bielefelder General-Anzeiger (Neueste Nachrichten.) Unparteiische Tageszeitung für Westfalen und angrenzende Landesteile. 14.09.1907)

Bild vergrößern: StadtAL CI-1,18, Bl. 16 © Stadtarchiv Lübbecke
Strubbergs eigenhändige Signatur vermerkt neben seinem militärischen Rang seine Würdigung als »Ehrenbürger von Lübbecke«

Die Stadt Lübbecke verlieh Otto von Strubberg offiziell mit Urkunde vom 1. September 1871 die Ehrenbürgerwürde. Zuvor hatte sie den General angeschrieben und sich erkundigt, ob dieser die Ehrung annehmen würde. Otto von Strubberg zeigte sich hocherfreut und antwortete unter anderem, er sei – obwohl wegen seiner Lebens- und Dienstumstände oft weit entfernt – doch in seinem Herzen immer ein guter Westfale und Lübbecker geblieben.

1908 hatte sich eine Kommission in Lübbecke mit der Vergabe von Straßennamen befasst. In der Sitzung der Stadtverordneten-Versammlung am 15. Januar 1909 legte die Kommission ihre Liste vor. Für die heutige „Strubbergstaße“ war danach die Bezeichnung „Weststraße“ vorgesehen. In der Sitzung beschlossen die Verordneten jedoch, offenbar ganz unter dem Eindruck der noch frischen Nachricht vom Tod des Ehrenbürgers, die Straße „von Strubberg-Straße“ zu nennen. Das „von“ im Straßennamen hat die Zeit nicht überdauert, die „Strubbergstraße“ blieb jedoch.

Arnold Upmeyer (†1934)

Bild vergrößern: StadtAL CI-1, 18, Bl. 86 © Stadtarchiv Lübbecke
Schreiben des Arnold Upmeyer, mit dem er sich für die Ehrenbürgerwürde bedankt. Die Abschrift lautet: »Lübbecke, 27. Septbr. 1919. Magistrat und Stadtverordneten-Collegium bitte ich hiermit, für die mir erwiesene und mir ganz unerwartet zu teil gewordene Ehrung, nämlich Ernennung zum Ehrenbürger der Stadt Lübbecke, meinen Dank annehmen zu wollen. Arnold Upmeyer«

Arnold Upmeyer, geboren am 31. August 1848 in Dissen (heute Landkreis Osnabrück), gestorben am 8. April 1934 in Lübbecke, bekleidete von 1892 bis 1913 das Amt eines Senators der Stadt Lübbecke, von 1913 bis 1919 war er Beigeordneter zum Magistrat. Ferner war er unter anderem Mitglied des Kreisausschusses und des Kreistags, Presbyter, Kirchmeister sowie Gründungsmitglied und erster Vorsitzender des Lübbecker Ortsverbands im Deutschen Rentnerbund. Die Organisation vertrat die Interessen der durch die Kriegs- und Nachkriegsinflation geschädigten Kleinrentner. Diese mussten in ihrem Ruhestand von Ersparnissen leben und hatten im Ersten Weltkrieg vielfach Kriegsanleihen gezeichnet.

Upmeyer verrichtete eine „Fülle ehrenamtlicher Tätigkeit, die er der Allgemeinheit leistete“, wie es in seinem Nachruf im Lübbecker Kreisblatt heißt. Weiter: „Als Herr Arnold Upmeyer am 30. August 1919 aus seinen Ehrenämtern in der städtischen und kreiskommunalen Selbstverwaltung ausschied, ernannte ihn die dankbare Stadt, der er (...) in peinlicher Gewissenhaftigkeit und selbstloser Weise gedient hatte, zu ihrem Ehrenbürger.“

Ludwig von Waldthausen (†1927)

Bild vergrößern: Ludwig von Waldthausen © Stadtarchiv Lübbecke
Gebürtig aus dem Ruhrgebiet, war Ludwig von Waldthausen, hier in seiner Feuerwehruniform, Lübbecker durch und durch: Großzügiger Wohltäter, Ehrenkommandeur der Feuerwehr, Ehrenvorsitzender des Männerturnvereins, Ehrenmitglied im Kriegerverein, städtischer Beigeordneter, Kommandeur des Bürgerschützen-Bataillons - und folgerichtig ab 1919 auch Ehrenbürger.

Waldthausen ist der Name einer Patrizier- und Industriellenfamilie, die seit Mitte des 17. Jahrhunderts, aus dem Hamelner Raum kommend, in Essen ansässig ist. Ihr entstammt mit dem Privatbankier Ludwig von Waldthausen (1843-1927) eine der prägendsten Persönlichkeiten der Lübbecker Stadtgeschichte. Die Ehrenbürgerwürde wurde ihm 1919 „in Hinblick auf die langjährigen besonderen Verdienste im städtischen Gemeinwesen“ verliehen, wie im Stadtarchiv dokumentiert ist. Sein Engagement und seine Wohltätigkeit für seine neue Heimatstadt sind auch aus heutiger Sicht noch beeindruckend.

So stiftete von Waldthausen der Stadt ein zweiteiliges Grundstück auf dem Weingarten und dazu noch 5.000 Mark, um das Gelände einzuebnen. Dort sollte ein Sportplatz entstehen. Anlässlich seiner Gold-Hochzeit spendete er 50.000 Mark für bedürftige Einwohner. Ebenfalls größere Spenden gehen im Jahr 1922 an drei Vereine, denen er besonders verbunden war: Er war Ehrenkommandeur der Freiwilligen Feuerwehr, Ehrenvorsitzender des Männerturnvereins und Ehrenmitglied im Kriegerverein. Auch für die Gründung der Freiwilligen Feuerwehr hat sich von Waldthausen engagiert, ging diese doch 1881 aus dem Männerturnverein hervor.

Im Nachruf auf von Waldthausen im Lübbecker Kreisblatt hieß es unter anderem: „Der Verstorbene hat im öffentlichen Leben unserer Stadt eine große Rolle gespielt und ist mit dem Werdegang unserer schönen Bergstadt und seiner lieben Heimatstadt eng verwachsen. Als Beigeordneter war er lange mitbestimmend im kommunalen Leben Lübbeckes. Seine große persönliche Erfahrung und sein reiches Wissen hat er allezeit zum Wohle der Stadt eingesetzt. (...) Fast 50 Jahre war er der Freiwilligen Feuerwehr ein Führer und ein Vorbild für von Pflicht und Kameradschaft.“

Außerdem war Ludwig von Waldthausen dem Lübbecker Bürgerschützen-Bataillon verbunden, von 1875 bis 1892 als erster Adjutant im Schützen-Offiziers-Korps, von 1892 bis 1914 dann gar als Kommandeur. Auch war er Gründungsmitglied des Rassegeflügel-Zuchtvereins (RGZV) Lübbecke von 1899.

Franz Welschof (†1967)

Bild vergrößern: Franz Welschof (1870-1967) © Stadtarchiv Lübbecke
Franz Welschof, Amtsgerichtsrat und erster frei gewählter Bürgermeister nach dem Zweiten Weltkrieg, 1953 für seine Verdienste um die Stadt mit der Ehrenbürgerwürde ausgezeichnet.

Der Jurist Franz Welschof, geboren am 10. Dezember 1870 in Stukenbrock, hatte seine erste Richterstelle einst in Beckum angetreten, ehe er 1910 als Amtsrichter nach Lübbecke berufen wurde. Ab 1924 war er Aufsicht führender Richter. 1935 trat er in den Ruhestand, vertrat aber während des Zweiten Weltkriegs Lübbecker Rechtsanwälte, die zum Militär eingezogen waren. Nach Kriegsende wurde Welschof Lübbeckes erster frei gewählter Bürgermeister

Im Januar 1946 wurde der Amtsgerichtsrat i.R. vom Kreis-Residenz-Offizier Major How in sein Amt als ehrenamtlicher Bürgermeister der Stadt Lübbecke eingeführt. 1952 verzichtete Welschof aus Altersgründen auf eine erneute Kandidatur.

Die Stadt würdigte seine Verdienste, indem sie ihn am 30. Juni 1953 zum Ehrenbürger ernannte. Franz Welschof verstarb am 28. Dezember 1967. Zu seinem Andenken erhielt die Franz-Welschof-Straße, die Verbindung zwischen der Straße Am Markt und der B 239, ihren Namen.


Das Ehrenbürgerrecht erlischt mit dem Tod. Die während der NS-Zeit vorgenommenen Ehrungen (Reichspräsident Generalfeldmarschall Paul von Hindenburg, Reichskanzler Adolf Hitler, Oberpräsident von Berlin und Brandenburg Wilhelm Kube, General Karl Litzmann und Dr. Alfred Meyer) wurden am 8. November 1990 durch Ratsbeschluss auch formal aufgehoben.

Der in Lübbecke aufgewachsene Künstler Otto Piene aus Groton/Massachusetts (USA) und der Gewerkschafter Günter Döding – beide inzwischen leider verstorben – wurden mit dem Ehrenbrief und Ehrenschild der Stadt Lübbecke ausgezeichnet.

Ehrung »Freedom of the Town« für britische Streitkräfte

Sie kamen 1945 als Besatzungsmacht – und gingen Jahrzehnte später als Freunde. Die britischen Streitkräfte haben in Lübbecke ein Stück Zeitgeschichte geschrieben, Spuren hinterlassen und eine besondere Ehrung erfahren.

Generalfeldmarschall Montgomery bezog hier kurzzeitig Quartier, vorübergehend war Lübbecke gar das militärisch-administrative Zentrum des britisch besetzten Gebietes in Deutschland. In einem Artikel eines Mitarbeiters des „Daily Herald“ heißt es dazu: „Lübbecke, ein wunderliches altes Städtchen, inmitten der anmutigen Hügel des Wiehengebirges gelegen, wird vorübergehend die Hauptstadt des britisch besetzten Gebietes in Deutschland [...]. Es liegt weder an einer Hauptbahn – nur eine eingleisige Nebenlinie führt nach dort – noch an einem bedeutenden Straßenknotenpunkt. Die Nachrichtenverhältnisse sind dürftig; es gibt kein Telefonamt.“

Das alles störte das Vorauskommando der britischen Kontrollkommission nicht. Und auch wenn das ständige Hauptquartier bald nach Bielefeld verlegt wurde, weil für das gesamte Personal von mehr als 8.000 Mann niemals ausreichend Platz gewesen wäre, blieb Lübbecke bis 2019 Standort britischer Militäreinrichtungen. 1958 wurde das Hauptquartier der traditionsreichen Zweiten (Infanterie-)Division (später 2nd Armoured Division, 2. Panzerdivision) nach Lübbecke verlegt.

Aus fast jedem Regiment oder Korps des britischen Heeres kamen Offiziere und Soldaten an den Wiehen. Die meisten kehrten nach zweijähriger Dienstzeit zurück – aber nicht alle. Noch heute leben ehemalige Angehörige britischer Streitkräfte in Lübbecke, die hier ihr privates Glück und eine neue Heimat gefunden haben. Ihre Kinder und Enkelkinder sind Lübbeckerinnen und Lübbecker, bei denen manchmal der Nachname einen Hinweis auf dieses besondere Kapitel der Familien- und Stadtgeschichte gibt.

Zum silbernen Thronjubiläum von Königin Elizabeth II feierte die Stadt Lübbecke 1977 eine „Britische Woche“, die den Rahmen für eine nicht alltägliche Ehrbezeugung bilden sollte: In Anerkennung ihrer Verdienste um Verständigung und ein friedliches Miteinander beschloss der Rat der Stadt Lübbecke in seiner Sitzung am 3. März 1977 einstimmig, den hier stationierten britischen Streitkräften die Auszeichnung Freedom of the Town zu verleihen ­– die größtmögliche Ehrung militärischer Einheiten durch eine Kommune.

Einem auf das 13. Jahrhundert zurückgehenden britischen Brauch entsprechend, geht mit der Auszeichnung das Recht einher, mit blanken Waffen und klingendem Spiel durch die Stadt zu marschieren. Am 11. September 1977 bedankten sich Truppenteile der 2. Panzerdivision für die Ehrung mit einem solchen Marsch.